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            „Höre auf!“ Bat der Schleusenräumer, „ sonst kommen wir beide auf den Königstein oder ins Zuchthaus. Schweig' und genieße - spreche ich wohlmeinend. Heute abend ist großes Schauspiel im Hoftheater. Da will ich meinen Gevatter, den Hoftheaterlampenputzer, bitten, dass er dich samt den Kinderchen auf dem Feuerboden oder sonst wo unterbringe, wo ihr die ganze Geschichte aus der ersten Hand übersehen könnt also Punkt fünf Uhr seid ihr wieder bei mir.“

            Damit ging der Mann, und Fingerling spazierte mit Gottlob und Sibylle über die große steinerne Elbbrücke hinüber und wieder zurück. Das war ein Bau, wie die Schellenberger in ihrem Leben nicht gesehen hatten. Und diese Brücke mit ihren vielen Bogen, Pfeilern, Ruhesitzen und ihrem stattlichen Eisengeländer hatte noch nicht so viel zu erbauen gekostet, als der einzige, kleine, grüne Stein! Denselben konnte der Haderlump gar nicht aus dem Gedächtnisse bringen.

            Zufällig blieb endlich Fingerlings nachdenklicher Blick auf Sibylle haften, die in ihrem reinlichen Anzuge und mit ihrem wohlgebildeten Gesichte ihrem Pflegevater gar keine Schande machte.

            „Ich dächte, du hättest Gustels hübsche Krause umgebunden?“ Fragte er Sibylle überrascht.

            Die Kleine errötete und versetzte wie verschämt:

            „Die Mutter hat sie mit eingepackt, damit ich in der großen Stadt ordentlich ginge.“

            Fingerling schwieg, in seinem Herzen sein Weib ein wenig eitel heißend.

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