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            Der Umstand, dass des Bärenwärters Mutter in Öderan gewohnt und diesen Ort in so auffälliger Weise verlassen, überdies sich dort einen andern Namen gegeben hatte, veranlasste den Amtmann zu der Frage an jene: „Habt Ihr in dem Monate Juli vorigen Jahres ein Bündel Lumpen an den Haderlump verhandelt, in welchem mehrere Blutflecke, sowie die Halbschied eines gestickten Taschentuches sich vorfanden?“

            Diese unerwartete Frage versetzte die alte Frau in eine sichtliche Bestürzung. Schneller jedoch, als man von ihrem Alter und ihrer Erschöpfung hätte erwarten sollen, fasste sie sich wieder. Ihr Antlitz nahm einen blödsinnig lächelnden Ausdruck an, und den Kopf schüttelnd, versetzte sie mit erkünstelter Einfalt: „Lumpen? Blutflecke? Stickerei? Taschentuch? Nein! Nein! Vor Zwanzig Jahren - ja, da habe ich den Haderlump einmal pfeifen hören, als ich noch nicht von meinem Rochus eingesperrt war. Damals pfiff der Haderlump sehr schön und laut. Jetzt würde ich sein Pfeifen nicht mehr hören: denn sind mir nicht die Ohren ausgeschworen in der bittern Kälte?“

            Auf des Amtmanns Geheiß wurde der Bärenwärter herein geholt und ihm die Aussage seiner Mutter vorgehalten, er dabei auch um den Grund befragt, weshalb er seine Mutter veranlasst habe, ihn auf der Reise von Öderan nach Augustusburg nicht als ihren Sohn anzuerkennen.

            Als, wie bisher, der Bärenwärter die Anklage seiner Mutter für ein leeres Hirngespinst derselben erklärte,

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