auf ihre Mutter hinzueilen, welche in dem Hausflur saß und sich mit dem Aussuchen der Lumpen beschäftigte. Gustel umschlang mit ihren Armen der Mutter Knie und barg schluchzend ihr Haupt in deren Schoss. Von dem Töchterlein blickte Frau Fingerling auf die Kinder, unter deren Händen Sibylle sich als eine Gefangene
befand.
Was habt ihr nur, Kinder? Redete
die Frau die Eingetretenen an.
Eine Spitzbübin! Lautete die
gemeinsame Antwort, bei welcher Frau Fingerling zusammenschrak und erbleichte.
Sibylle hat mir einen neuen Kamm, mit welchem ich die Schwarzbeeren abkämmte, gestohlen und gar listig unter ihre Haare versteckt. Wir würden ihn sicher dort nicht gesucht und entdeckt haben,
wenn nicht die kleine Gustel es verraten hätte. Also lautete Heinzens Anklage.
Und uns hat sie mehrmals schon in
der Schule bestohlen, fuhren andere fort.
Frau Fingerling schlug die Hände
voll Entsetzen zusammen.
Unglückliches Kind! Rief sie aus, was hast du getan? Haben wir das an dir verdient? Wie wird der Vater sich
kränken, erfährt er deine Schande!
Sibylle, welche, den Kopf gegen die Türpfoste gelehnt, bisher still geschluchzt hatte, eilte mit gerungenen Händen aus die Frau zu und rief voll Zerknirschung aus: Ach, meine liebe, beste
Mutter, prügelt mich, so sehr ihr wollt - lasst mich verhungern - sperrt mich
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