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sie, freilich unter vielen Tränen und in Absätzen, wie es ihr ergangen war.

            „Da kannst du sehen, Kind,“ sprach Fingerling eindringlich, „dass ein Dieb gar oft zum Mörder wird, wenn er bei dem Diebstahle entdeckt zu werden fürchtet. Auch um dein Leben war es geschehen, sowie die beiden Haferdiebe im Schlosse dich bemerkten. In welche Gefahr dich schon das Entwenden eines Kammes versetzt hat! Die verblendeten Diebe! Vor einem Gespenste ergriffen sie die Flucht, vor den Augen des allwissenden Gottes aber nicht. Mein Kind! Als ich vorhin an dein Lager trat, saß schon jemand an demselben - der liebe Gott! Und er sitzt noch immer neben mir, und zu gleicher Zeit an dem Bette eines jeden im Städtchen, im Lande, in der ganzen Welt. Er geht aber auch mit dem Diebe in finsterer Nacht und warnt ihn durch eine Stimme, das Gewissen, vor der Sünde. Unser Herrgott steht daneben, wenn der Mensch stiehlt, und straft ihn dafür, wenn es an der Zeit ist. So werden auch die beiden Haferdiebe ihren Lohn schon empfangen. Darauf kannst du dich verlassen. Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er zerbricht. Wie würden sich die beiden Kerle fürchten, wüssten sie, dass ein kleines Mädchen sie belauscht hat! Nun, Sibylle, wenn du willst, dass der liebe Gott dich nicht weiter strafen soll, so bitte ihn deines Vergehens wegen um Vergebung. Die menschliche Strafe musst du in Geduld ertragen und deinen guten Namen durch desto größere Ehrlichkeit wieder zu gewinnen trachten. Wenn ich auch die Kinder und den Herrn Schulmeister

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