< zurückblättern Inhalt vorblättern >

            Da verlor sich plötzlich das lüsterne Funkeln in Sibyllens Augen; sie errötete vor Scham und nahm zögernd und mit niedergeschlagenem Blicke die süße Spende in Empfang, ohne jedoch solche sogleich zu verzehren.

            „ Vater, du auch nehmen aus meiner Zuckertüte,“ sprach Gustel, „und Mutter und Gottlob!“

            „Nein!“ entgegnete Fingerling lächelnd, „solche Zuckertüten sind nur für ganz kleine Mädchen, welche den Arm gebrochen und sonst gefolgt haben. Sibylle bekam bloß deshalb, damit sie den Wuchs nicht verliere; sie hat heute schon anderes Gutes, Wein genossen, auch ihre gesunden Arme noch, was mehr wert ist als alle Zuckertüten in der Welt. Nicht wahr, Sibylle?“

            Diese nickte bejahend und verschwand aus der Stube. Nun wendete sich Fingerling an seinen Neffen.

            „Sonderbarer Zufall,“ sprach er zu ihm, „dass du just heute uns besuchen musstest. Läge dein Dorf nicht drei Stunden weit von hier, ich hätte wirklich geglaubt, dass die Nachricht von der gestrigen Bärengeschichte schon bis zu euch hingedrungen wäre. Du musst dich früh schon auf die Strümpfe gemacht haben, weil du noch vor dem Anfange der Frühkirche da warst. Nun, du kommst uns wie gerufen.“

            „Das ist mir lieb zu hören,“ versetzte der Bursche. „Ich kam aber nicht bloß, um euch einmal zu besuchen, Ohm. Ich wollte euch fragen, ob Ihr Euern Phylax noch habt und vor Euern Schiebebock spannt?“

72

< zurückblättern Inhalt vorblättern >