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Besserung zeigten, wurden nach Böhmen abgeführt, mit elender Kleidung und bei so grimmiger Kälte; alle Tage kam neuer Zuwachs. Nun brach die Krankheit in der Stadt wieder aus, und zwar so, dass es kaum zu beschreiben ist. Ale Tage waren mehrere Leichen; auf dem Schlosse waren alle Säle überfüllt, und auf dem Schlosshof, wo die beiden Reihen Linden stehen, lagen oftmals tote Soldaten. Unter diesen Franzosen waren Holländer und Italiener. Es ging so weit, dass die Beamten durch den Lindengarten ihren Weg nahmen, um diesen Anblick auszuweichen. Die toten Soldaten wurden in Wagen in den Wald gefahren und dort begraben, wo schon früher die Sachsen begraben wurden. Unterdessen wurde auch bekannt, dass Sachsen einen russischen Gouverneur erhalte, und das war der Fürst Repnin.

            Nicht lange darauf traf die Nachricht ein, dass Banner und Landwehr errichtet werden sollte. Da gab es wieder neue Not. Alle Mannschaften vom 18. bis mit dem 45. Lebensjahr mussten sich stellen, sie mochten verheiratet sein oder nicht. Bei der Gestellung wurde von Seiten der Kommission eine Aufforderung erlassen, wer freiwillig dazu treten wolle, könne Banner werden. In Stadt Schellenberg stellten sich 2 Mann freiwillig, als Christian Friedrich Auerbach und Samuel Blume; verheiratete kamen nicht dazu, auch lagen hier noch viele krank, der sich nicht mit stellen konnten. Wer nicht Soldat wurde, musste Geld bezahlen, denn das erforderte einen bedeutenden Aufwand.

            Unterdessen rückte das Jahr zu Ende in lauter Not. Am 31. Dezember wurde auch der Geburtstag des Kaiser Alexander von Russland gefeiert. Es war ein trauriger Beschluss des alten Jahres. Der Amtmann Gottschald hielt auf dem Markt eine Rede; es war Abend, und die Kinder zogen in die Schlosskirche, von denen manche keine Eltern mehr hatten. Denselben Abend wurde auch die Schlosskirche geöffnet, sonst wurde der Gottesdienst in der Stadtkirche gehalten. Das Öffnen der Schlosskirche war aber zum Nachteil; es standen zwei Bürgerschützen vor der großen Kirchtüre, mit Namen Gottlob Berge und Anton Lange; beide wurden den andern Tag krank und starben auch. Es starben noch viele von den Bürgerschützen, weil sie die Wache auf dem Schlosse hatten.

            In den ersten Tagen des Monats Januar 1814 kamen die meisten Sterbefälle vor; wenn man früh erwachte, hörte man nur von Todesfällen. Das Tabakrauchen bei Begräbnissen war erlaubt, die Leichenfrau Uhlig ging neben dem Sarg her und rauchte ihre Pfeife. Auf dem Markte neben dem Lehngericht,

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