Natur schweigt und auf den Ausgang zu harren scheint, so sah ich auch der Entwicklung der kommenden Dinge mit beklemmtem Herzen in diesen Stunden entgegen, als der französische Brigade-General von Lescow, nebst Adjutanten und anderen Offizieren, angeritten kam, der sich aber bald als einen sehr edlen Mann ankündigte, dem ich viel zu danken habe! Nun wurde es ordentlich lebendig im Hause; es schien das Ansehen eines großen Hotels zu bekommen: Offiziere und Ordonanzen kamen, lebten und gingen, Köche und Bediente in Menge fingen an, ihr Wesen zu treiben und hatten immer ein ganzes Register der ihnen nötigen Dinge bereit. Aber nicht weniger lebhaft wurde es auf den hochgelegenen diesseitigen Fluren des Dorfes, welche immer mehr von französischen Soldaten überzogen wurden. Wir sahen immer mehr Truppen zum Vorschein kommen, Kavallerie, Infanterie nebst einem großen Artillerie-Park, und bald belief sich ihre Anzahl hier über 20.000 Mann, ohne die vielen Posten zu rechnen, welche ausgestellt wurden. Diese große Menge Menschen war nicht so bald angekommen, als sie auch der verlassenen Scheunen sich bedienten, um mit dem Korn in Garben sich Hütten zu bauen und mit den andern Getreidearten teils die Pferde zu füttern, teils Lager zu bereiten. Mit dem Abend hatte ich im Garten eine Menge Wachfeuer, welche mit denen auf dem Kirchhofe zuletzt sich auf 28 beliefen, nebst vielen Hütten mit ihren Bewohnern und an der Brücke eine starke
Besetzung, mit vielen Offizieren, welche Alle von mir Verpflegung forderten.
So verging dieser Tag wenigstens mit der Hoffnung, eine heile Haut zu behalten, ob mir schon mancher Verlust wehe tat. Denn wenn gleich meine Scheune unberührt blieb, außer den Stücken, die man mir schon auf dem Felde nahm und was daraus zuletzt verfüttert wurde, da der Hafer alle war, so kam ich doch an diesem und den folgenden tagen um meinen ganzen Vorrat von Stroh und Schütten über 40 Schock und mehr als 100 Zentner Heu. In den übrigen Häusern und Gütern aber hatte man schon diesen Tag noch eine üble Wirtschaft getrieben, welche am Morgen des 5. Oktober in eine förmliche Plünderung und Zerstörung der Mobilien überging, wie ich gleich zu einer Zeit erfuhr, als seit einigen Stunden kein Offizier im Hause war. Denn weil die Nacht vorher die Österreicher einen Überfall hatten tun wollen, aber durch die weit ausgesandten französischen Patrouillen entdeckt worden waren, wodurch die ganze Linie der Franzosen diesseits der Flöhe und Zschopau um 12 Uhr alarmiert worden war, so begaben sich alle Offiziere sehr
zeitig in das Lager.
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