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        Zum Anhang.

 

            Es war im Jahre 1573 als der Rat zu Zwickau dem Kurfürst August zu Ehren ein großes Scheibenschießen veranstaltet hatte. Es war gerade Sonntag, und an demselben Tage hatte ein armer Tuchmachergeselle, mit Namen Hans Enkerlein aus Nürnberg, von seinem Meister Namens Heinrich Pölner Feierabend erhalten. Dieser junge Mann war nicht wenig betroffen, denn er hatte 3 Jahre bei seinem Meister treu und fleißig gearbeitet, hatte sich einen schönen Taler Gold gespart, und trug auch außerdem noch schöne Kleidungsstücke; eben war er in seiner Kammer, wollte sein Bündel schnallen und seine Sachen in Ordnung bringen, als man Trompetenstöße hörte. - Der Kurfürst war mit seinem ganzen Gefolge eingetroffen, die ganze Stadt war begeistert als sie ihren Landesvater sahen, die Trompeten des Kurfürstlichen Trabanten Korps eröffneten den Zug, und unter seinem Gefolge befanden sich mehrere Ritter und Grafen; es ging so weit, dass die Dächer der Häuser zu Schaugerüsten dienten, und der Kurfürst August grüßte rechts und links seine Zwickauer.

            Unterdessen machte ein Herold bekannt was für Gewinnste [Gewinne] zu Teil würden: außer vielen kleinen waren 500 Mark Silber der größte Gewinnst. Zweihundert Bürger standen stattlich auf dem Markte mit ihren Röhren, außerdem auch noch viele andere welche Teil nahmen. Unterdessen war auch Heinrich Pölner zu seinen gesellen geeilt, und ihnen bekannt gemacht, auf was für Art und Weise das Schießen gehalten werden sollte, er forderte ihn auf dass er Anteil nehmen sollte; denn Enkerlein war der beste Schütze, heute aber betrübt und traurig. Die Ursache war: er hatte eine Geliebte, und das war die Tochter des wohlhabenden Fleischermeister Fischer, diese hatten keine Neigung zu Enkerlein, weil er ein Tuchmacher und noch dazu arm war, und um deswillen war es von seiner Geliebten ihren Eltern dahin gebracht worden, dass er Zwickau meiden sollte. Während dem war auf dem Markte alles in Ordnung gebracht worden und er Zug sollte sich eben in Bewegung setzen, da ging der Meister noch einmal zu Enkerlein und forderte ihn auf dass er doch Teil nehmen sollte, so nahm er denn sein Rohr von der Wand und folgte seinem Meister aber mehr gezwungen als aus freiem Antrieb. Schon hatte die Uhr auf der katharinenkirche die 6te Stunde verkündet, und keiner noch hatte dem Kurfürsten gleichkommen können, wo er sagte ob keine mehr vorhanden wären, welche ihre Schüsse noch zu tun hätten? Da antwortete der würdige Bürgermeister Wunderlich, ein Greis von 72 Jahren, dass noch zwei Knappen vorhanden wären, welche ihre Schüsse noch nicht getan hätten, wenn gleich der eine Seiner Durchlaucht nicht gleich kommen wird, so wird doch der Andere sein möglichstes tun. Der Kurfürst erwiderte hierauf, es wird mich freuen, wenn ich meinen

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