schien, wollte doch in ihrem eignen Schoße der Frieden nicht gedeihen, da die lutherischen Gottesgelehrten durch erbitterte Streitigkeiten sich bekämpften, wozu der zum Frieden so geneigte Melanchthon wider seinen Willen die nächste Veranlassung gegeben hatte. Dieser hatte nämlich, um den schroffen Gegensatz der Lutheraner gegen die Schweizer Reformierten in etwas zu mildern und womöglich eine Vereinigung beider anzubahnen, bereits 1540 dem vom heiligen Abendmahl handelnden Artikel der augsburgischen Konfession eine kleine Abänderung gegeben. Nach Melanchthon's Tode (1560) gingen seine Schüler und Anhänger in dieser Hinsicht immer weiter. Mehrere von ihnen begleiteten einflussreiche Ämter in unserem damals kurfürstlichen Lande und genossen beim Kurfürsten selbst großen Ansehen. Dieser aber war samt seiner Gemahlin Anna dem rein lutherischen Lehrbegriffe so streng zugetan, dass er zu äußern pflegte, "wenn er eine einzige calvinistische Ader in sich haben sollte, so wünsche er, dass der Teufel sie ihm ausreißen möchte." Daher sahen sich jene genötigt, ihre den Stiftern der reformierten Kirche, Zwingli und Calvin, verwandten Ansichten in Glaubenssachen geheim zu halten und wurden davon (besonders von den Theologen in den herzoglichen Landen, zu Jena) als
Krypto-Calvinisten", das heißt heimliche Anhänger Calvins, bezeichnet.
Längere Zeit gelang es den nächsten Umgebungen des Kurfürsten, zu denen namentlich sein Vertrautester Minister, der Geheimrat Dr. Georg Cracov oder Cracau, sein Leibarzt Dr. Caspar Peucer, sein Hofprediger Sagittarius (Schütz) und Anderer gehörten, denselben über ihr Treiben in Ungewissheit zu erhalten, ja ihn so zu leiten, dass er sogar zu Gunsten ihrer Meinungen wirken musste. Als August, welcher nach Herzog Johann Wilhelms Tode bei der Minderjährigkeit der Prinzen die herzoglich sächsischen Lande vormundschaftlich verwaltete, im Jahre 1573 in denselben eine Kirchenvisitation anstellte, ließ er viele Theologen von Weimar und Jena, welche gegen die gedachte kurfürstliche Partei geeifert hatten, entfernen, und alle Prediger der herzoglichen Lande, welche einen im Sinne jener Partei abgefassten, vom Kurfürsten bestätigten Aufsatz, den sogenannten "Dresdner Konsens" nicht unterzeichneten, wurden ihrer Stellen entsetzt (dabei war der pirnaische Superintendent und nachmalige Beichtvater Augusts, Dr. Stößel, der früher in Jena gelehrt, aber wegen seiner calvinistischen Gesinnung sich entfernt hatte, als kurfürstlicher Kommissar so tätig, dass in wenig Tagen 9 Superindententen und 102 andere Geistliche ins
Elend wandern mussten). Da im Kurlande, wo die streng
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