Der Bauer, der Handelsmann und der Hofnarr zu
Augustusburg.
Der Titel führt uns drei ungleiche Brüder vor. Gewöhnlich sagt man, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, gleichwohl aber möchte man oft sagen, er fällt sehr weit vom Stamm, denn der alte Lowentraut, Vater oben genannter drei Brüder, war die Redlichkeit und Frömmigkeit selbst, und doch war ihm kein einziger seiner hinterlassener Söhne an solch guten Eigenschaften gleich. Der älteste wäre ziemlich das Ebenbild seines Vaters gewesen, hätte er mehr Klugheit und mehr Menschenkenntnis besessen. Die andern Zwei hatten keine Ader von der Besonnenheit, von dem Ernste, von der strengen Rechtlichkeit des Vaters geerbt. Der Älteste, Gottfried mit Namen, hatte das nicht unbedeutende Gut in Reichenhain, welches der Vater gut bewirtschaftet hatte, übernommen. Seine Brüder hatte er mit je 2.000 Taler abgefunden. Traugott, so hieß der zweite Bruder, war ein äußerst reiselustiger Mann, anfangs einem Grafen dienend, später sich als Geschäftsmann zeigend, hatte sein Kapital durch Häuser und Güterverkauf zu vermehren gesucht. Leberecht, der jüngste Bruder, hatte in Leipzig Theologie studieren wollen; es schien ihm aber das Studium nur bis an den Hals gegangen zu sein, denn wir finden ihn keineswegs als treuen Seelenhirten einer christlichen Gemeinde, sondern als Hofnarren des uns allen bekannten und unvergesslichen Vater August, Erbauer des Schlosses Augustusburg. Leberecht hatte ein sanguinisches Temperament, sein Leben war daher ein äußerst
joviales, lockeres, seine Witze manchmal ekelhaft und fade.
So waren alle drei Brüder getrennt. Verheiratet war nur Gottfried, welcher von seiner lieben Frau einen Sohn erhalten, der zur Freude seiner Eltern heranwuchs. Die Neigung des Jünglings war ebenfalls auf die Landwirtschaft gerichtet, deshalb tat ihn der Vater nach Schellenberg, zum Herrn Ökonomie-Inspektor Roderich, um daselbst die Ökonomie gründlich zu erlernen. Der Vater versprach dem Sohne,
Namens Christian, wenn er fleißig sein würde, solle er später das Gut bekommen.
Lange Zeit hatte Gottfried seinen Bruder Traugott nicht gesehen, der sich aber zum Kirchmessfest des Jahres 1571 selbst eingeladen hatte. Die herzlichste Freude wohnte in
Reichenhain und
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