wurden. Was wollte August tun? Dem Kaiser, den er viel durch die Beauftragungen der Schlichtung der sogenannten Grumbach'schen Händel zu danken hatte, wollte er die Bitte nicht abschlagen, er schenkte ihm daher das Leben, ohne dass er dem Mörder den Entschluss eröffnete. "Todesangst muss er empfinden, denn seine Tat ist zu abscheulich," - sagte August, befahl
zwischen dem Schlosse und der Stadt Schellenberg ein Schafott aufzubauen.
Am andern Morgen, wo man allgemein glaubte, dass die Hinrichtung vor sich gehen würde, hatte sich denn auch viel Volks eingefunden, unter welchem sich auch Gottfried mit Weib und Sohn befand. Der Henker, in einem blutig roten Mantel gehüllt, erschien zuerst auf dem Blutgerüste, in wenig Minuten darauf wankte der tiefgebeugte Narr die Stufen des Schafotts hinan, und setzte sich zitternd und zagend auf den Stuhl. Er beginnt zu beten, die Augen werden ihm verbunden - er harret mit Zittern des Streiches, der Richter nimmt einen Weidenzweig unterm Mantel hervor, - haut ihm um den Hals, - und der Narr stürzt zu Boden. Die Todesangst hatte seine Augen gebrochen, und der Kurfürst sagte: "Nun, so hat Gott gerichtet, wenn wir Menschen zaudern wollen, sein Gesetz zu
erfüllen."
August war auch ein treuer Vater der Witwen und Waisen. Die unglückliche Witwe des Zimmermanns erhielt ein kleines Häuschen, und Anna kam nach Dresden, wo sie August in dem Hause des Kammerherrn von Eckstädt erziehen ließ, damit sie einst an seinem Hofe eine Stellung einnehmen möchte; außerdem vermachte er ihr ein
kleines Vermögen, das die Sparsamkeit Hanna's zu vermehren wusste.
Leider war die Erziehung Hanna's nicht zu ihrem Vorteil, denn die so rühmliche Einfalt eines Landmädchens war mit dem dünkelhaften Wesen, mit erbärmlichem Stolz vertauscht worden; sie wusste, dass sie schön war, sie hielt auf den Glanz ihrer Kleider, auf das Flinkern ihrer Ringe, und vergaß dabei das wertvolle Innere, die Seele zu schmücken. Wenn sie daher in ihre Heimat auf Besuch kam,
so hieß sie gewöhnlich spöttisch: "die Prinzessin vom Lande."
Sie war 16 Jahr, als ihr Versorger und Vater am 11. Februar 1586 in die Ewigkeit ging, und zog es vor, da die Mutter unaufhörlich bat, nach Schellenberg zu ziehen. Hier lernte sie auf einem Balle Christian Löwentraut kennen, der bei seinem ehemaligen Prinzipal Roderich auf Besuch war. Christian fühlte sich durch Hanna's Schönheit angezogen, ihre Blicke fanden sich, ihre Herzen schlugen sehr bald für einander, und Christian, der das väterliche Gut schon verwaltete,
wusste, dass er dem Vater
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