lutherische Partei zu scheu zum Widerstande war, so glaubte August in derselben die echt lutherische Lehre enthalten und verblieb auf diese Weise in seiner Täuschung, während im Auslande bereits längst das Geschrei
ging, in Kursachsen sei der Calvinismus eingeführt worden.
Doch allmählich wurden dem längst von außen her gewarnten Kurfürsten die Augen geöffnet, namentlich durch aufgefangene Briefe, so dass er und seine Gemahlin, die übrigens an seiner Regierung nicht geringen Anteil nahm, mit Schrecken gewahr wurden, wie arg sie, die doch im Herzen beide so streng lutherisch gesinnt waren, 10 Jahre hindurch getäuscht und gemissbraucht worden waren. Streng war daher auch die Strafe, welche August verhängen ließ. Der gedachte Geheimrat Dr. Cracau ward am 4. April 1574 verhaftet und auf der Pleißenburg bei Leipzig gefangen gesetzt, zuletzt in unterirdischem Kerker an Ketten und auf Stroh bei Wasser und Brod. Nachdem er hier bis zum 16. März 1576 geschmachtet, ward er an diesem Tage auf die Folter gespannt, unter deren Qualen er seinen Geist aufgab. Der kurfürstliche Kirchenrat und Beichtvater Dr. Stößel ward auf Lebenszeit eingekerkert und starb in verzweiflungsvoller Schwermut, den 18. März 1576. Dr. Peucer, den der Kurfürst 3 Jahre vorher zu Gevatter gebeten, wurde erst nach 12 langen Jahren (1586) und er Hofprediger Schütz erst durch des Kurfürsten Tod im
Jahre 1588 aus dem Gefängnisse befreit.
Außerdem befahl August, dass sämtliche Geistliche und Schullehrer 4 Punkte unterzeichnen mussten; viele unterschreiben mit Tränen in den Augen; viele Geistliche, Schullehrer und Wittenberger Professoren verloren, weil sie die
Unterschrift verweigerten, ihre Ämter und wurden des Landes verwiesen.
Um nun das Land völlig vom Calvinismus zu reinigen und demselben den Ruf der Rechtgläubigkeit wieder zu erringen, ließ Kurfürst August im Jahre 1576 von zwölf bewährt gefundenen Gottesgelehrten eine allgemeine streng lutherische Glaubensformel entwerfen, die dann verbessert den 25. Juni 1580 unter dem Titel "Eintrachtsformel (formula concordiae)" herausgeben und den protestantischen Fürsten und Ständen in Deutschland zur Genehmigung zugesendet, sowie den Geistlichen und Schuldienern in Sachsen zur Unterschrift vorgelegt ward. In demselben Jahre gab August, der durch ersteres Werk dem Glauben eine feste Form gegeben, eine weitläufige Kirchenordnung heraus (die zugleich eine vollständige Agende enthielt, um allen kirchlichen Verhältnissen nach Maßgabe
der vorhergegangenen Kirchenvisitation eine völlige Festsetzung
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