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Apitzin solle den Staubpesen kriegen und ewig Landes verwiesen werden." Allein die Regierung in Dresden moderierte dasselbe dahin: "Sie solle einen Stockschilling kriegen, eine Stunde am Pranger stehen und eine Zeit lang im Zuchthause zu Waldheim sitzen."

            Am 28. Juni war die Frau Baronin Löwenthalin, Oberhofmarschallin, hier, die ließ die Apitzin im roten Kavalierkleide hinunter auf den Jägerhof holen. Da sie vor der Frau Baronin einen Fußfall mit Tränen getan, welcher sehr wohl gefallen hat, wurde der Apitzin versprochen, man wolle für sie bei der Regierung bitte.

            Den 24. August früh, da es niemand gewahr worden, ist die Apitzin selbst am Pranger gegangen und hat sich das Halseisen selbst angeleget. Der junge Günther und dessen Hofmeister Bellichang gaben ihr Geld am Pranger. Bald darauf kam der Landsknecht und führte sie wieder weg. Es waren Sonntags viele Leute von Chemnitz, Frankenberg, Oederan, Zschopau und Lengefeld ankommen, haben aber nichts davon gesehen. - Der Pranger wurde den 21. August an dem Halsgerichte unter dem Tore an Landknechts Garten aufgerüstet. Der Tritt war von 4 schönen Werkstücken, das Halseisen hing an eine Kette. Diese Strafe war eigentlich nur ein Schatten von einer Strafe. Sie hatte, als sie am Pranger stand, mit Bleistift an denselben geschrieben: "Gott behüte ein jedes Muterkind vor Bösem." Bevor sie am Pranger gestanden, hat sie einen Stockschilling bekommen, 30 Schläge, welche sie aber wohl nicht gefühlet; das heißt Wasche mir den Pelz und mache ihn aber nicht nass. Den 25. August wurde die Apitzin, eine Mordbrennerin und ein Zigeunerjunge auf einen mit 4 Pferden bespannten Rüstwagen geladen und nach Waldheim ins Zuchthaus (der Zigeunerjunge aber ins Waisenhaus) gebracht.

 

            Von Prinz Lieschen wird in dem 1857 von Ludwig Mooser herausgegebenen Werkchen: "Gottfried Silbermann, der Orgelbauer" Folgendes erzählt: Im Jahre 1718 war Silbermann mehrere Tage in Dresden; man wollte seine Vorschläge über den Bau der Sophienorgel vernehmen und einen Kontrakt mit ihm abschließen, wobei er sich anheischig machte, alle dazu nötigen Materialien von der besten und gediegensten Qualität zu liefern. Eben war er auf dem Wege nach seiner einstweiligen Wohnung begriffen, als ein ungewöhnlicher Volksauflauf seine ganze Aufmerksamkeit erregte. Ein Kommando Soldaten begleitete eine Kutsche, in der ein wohlbeleibter Herr und ein netter junger Mann dem königlichen Schlosse zu gefahren wurden.

            Was bedeutet das? - fragte er einen der ihm zunächst stehenden Zuhörer.

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