aber in Waldheim auf dem Zuchthause verzehren. Es geschah. Prinz Lieschen erhielt im Zuchthause ihre eigene Stube, speiste mit dem Aufseher, kleidete sich als Amazone sehr artig, war meist aufgeweckt und munter
und mit ihrem Schicksale wohl zufrieden. -
Silbermann hatte diese Erzählung mit vielen Seitenbemerkungen mit gespannter
Aufmerksamkeit angehört."
Die Stiefel von Prinz Lieschen wurden lange Zeit auf dem Schlosse Augustusburg vorgezeigt,
im letzten Kriege aber von den Kroaten mitgenommen.
Sagen von der Schlosskirche zu Chemnitz.
Curiosia Sax. 1735. Seite 127 Poetisch behandelt von
Ziehnert Band II. Seite 161 sq.
Auf dem Pflaster der Schlosskirche zu Chemnitz sieht man einen dunklen Fleck, der daher rührt, dass einst ein Mönch, der sich bei einer dort gehaltenen Himmelfahrtskomödie an der Maschine, die zum Hinaufziehen in ein oben befindliches Gewölbe oder Herablassen aus diesem diente, hinaufziehen ließ, im Herabfallen zu Tode stürzte. In derselben Kirche befindet sich auch das Bild des Abtes Hilarius, der dieselbe etliche Jahre vor der Vertreibung der Mönche hatte reparieren lassen. Dieses Bild darf aber von niemandem geneckt oder von seinem Ort weggenommen werden, wenn dem Täter kein Unglück begegnen soll, wogegen es einst einer Hausmagd, die es hübsch gesäubert, diesen Dienst mit
einem alten Taler gelohnt hat.
Das wilde Weibchen bei Chemnitz.
Schach, Leipziger Kriegs- und Friedens-Schäferei Seite 290.
Am 18. August des Jahres 1644 ward bei Chemnitz auf der Jagd im Walde ein wildes Weiblein gefangen, das war eine Elle lang in Gestalt eines Menschen, ihr Angesicht, Hände und Fußsohlen waren glatt, sonst aber war es überall ganz rau. Dieses Weiblein fing an zu reden und sagte: ich verkündige und bringe den Frieden im Lande, wollte Gott! und hat darauf geschwiegen. Der Kurfürst befahl, dass man sie wieder laufen lassen solle, weil vor 25 Jahren auch ein Männlein
in gleicher Gestalt gefangen ward, welches den Krieg verkündigte.
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