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Einwohner flüchteten. In der Stadt führte das General-Kommando der tapfere Held Ernst Rüdiger, Graf von Stahnemberg, ein Herr, welchem das Vaterland den Kranz der Ehre auf den Knien zu überreichen schuldig war. Den 1. August 1683 brach auch der tapfere Kurfürst Johann George der Dritte mit der völligen Armee von 12.000 Mann und einer schönen Artillerie von Dresden auf, zum Ersatz der belagerten Stadt Wien, er marschierte durch Böhmen, Mähren und Österreich; den 29. August befand sich die sächsische Armee bei Tullen in einer 4 Meilen weit von Wien gelegenen Stadt, mit den daselbst bereits stehenden Kaiserlichen und Polnischen, wie auch andern Alliierten Reichstruppen. Hier war nun so eine wunderschöne christliche Macht beisammen, als in 100 Jahren nicht gesehen worden, zumal sich bei dieser Zusammenkunft so viele hohe Standespersonen befanden; es waren anwesend der König von Polen samt den Ober- und Unterfeldherren, der Kurfürst Maximilian von Bayern und Kurfürst Johann Georg der Dritte von Sachsen, nebst vielen Herzogen und Fürsten des Reichs, Grafen, Herren und Generalen, wie auch einer großen tapferen Menge tapferer Kavaliere aus Spanien, Frankreich, England, Italien, Dänemark, Schweden und andern Ländern. Als nun die nötige Macht beisammen war, wurde noch selbigen Tages, weil die Not keinen Rasttag gestattet, abmarschiert. Die Bataillone standen in drei Linien hintereinander, in welchen von der sächsischen Infanterie in der ersten Linie 6, in die andere 4, in die dritte 2 Bataillone zu stehen kamen. Den 30. August geschahe der Aufbruch von Tullen, und die ganze Armee setzte sich in Bewegung nach dem Wiener Wald. Den 31. August aber avancierte die Infanterie über das Gebirge durch selbigen Wald; die Sächsischen passierten den engen Weg zwischen den Bergen und der Donau, wandten sich endlich rechter Hand in das Gebirge und erstiegen den am Kahlenberge rechts gelegenen Berg; die kaiserlichen und übrige Infanterie aber blieb im Tale, welches hinter diesem Berge war; die Kavallerie ritt hinter der Infanterie; auf genannten Berge aber befand sich der König von Polen und die meisten Generalspersonen, um alles wohl zu rekognoszieren. Mit anbrechendem Tage, den 1. September, marschierte die gesamte Infanterie nach dem Kahlenberge zu, dass sie den einen Berg ab, den andern hinauf, über alle hohle Wege und über ungebahnte Weinberge klettern und steigen mussten; die sächsische Infanterie kam den anderen weit vor. Auf erlangten Bericht, dass die Türken sich jenseits des Berges in Schlachtordnung gesetzt, auch gegen den Berg avancieren, rückte das sächsische Fußvolk den Berg beherzt

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