< zurückblättern Inhalt vorblättern >

 

 

              7-jähriger Krieg.

 

            Auf das freudige Jubiläum, welches im Monat September 1755 wegen des Religionsfriedens gefeiert wurde, wobei die Schlosskirche auf das Herrlichste mit Blumen-Girlanden ausgeschmücket worden war, hätte es Niemand gedacht, dass ein so großes Unglück über das arme Sachsenland kommen könnte, wie nachstehende Nachrichten über den Siebenjährigen Krieg kund tun. Im Monat August 1756 wurde Sachsen von den Preußen besetzt, fast gegen 7 Jahre musste unser Sachsenland so sehr verwüstet werden.

            Es wird vielen der Leser bekannt sein, dass die Sachsen bei Pirna gerüstet standen, als Friedrich der Große den 29. August 1756 in Sachsen mit einer Armee von 60.000 Mann einrückte und das Lager bei Pirna soviel als möglich einzuschließen suchte, was auch gelang und dadurch den armen Sachsen ein trauriges Loos beschieden wurde. Von dieser Armee kamen 21.000 in das Erzgebirge, als: 14.000 Mann Infanterie und 7.000 Mann Kavallerie, welche der Fürst von Lüneburg als Generalissimus führte. Es erging in aller Eile Befehl an alle Kassenbeamte: ihre Gelder einzuliefern.

            Bereits den 3. September erging Order von Chemnitz aus in das hiesige Justiz-Amt, dass von jeder Hufe musste geliefert werden: 18 Pfund Brot, 9 Pfund Fleisch, 18 Kannen Bier 6 3/4 Metze Hafer, 36 Pfund Heu, außerdem Branntwein und Gemüse; so kam auf 5 Hufen für Stadt Schelleberg 90 Pfund Brot, 1 Tonne Bier, 2 Scheffel Hafer und 2 Zentner Heu. Den 4. September musste wieder geliefert werden: 90 Pfund Brot, 45 Pfund Fleisch, 1 Tonne Bier, 2 1/2 Zentner Heu, 4 Kannen Branntwein und außerdem noch ein Quatember. (Hier muss ich bemerken, dass zu jener Zeit die Steuern nach Schock und Quatember bezahlt werden mussten. So viel man noch weiß, war in den Städten 19 1/2 Quatember galt bis mit dem Jahre 1843.)

            Den 4. September 1756 mittags, gegen 12 Uhr, rückte die preußische Armee, von Penig her, in Chemnitz ein. Es kam aber Ordre, dass dieselbe des Nachts gegen 1 Uhr wieder ausrücken und ihren Marsch nach Freiberg fortsetzen sollte und ohnweit Freiberg ein Lager aufschlagen. Den 5. September kam schon wieder Ordre in das Justiz-Amt Augustusburg: nach Freiberg zu liefern auf jede Hufe 6 Portionen und 3 Rationen und so hatte das ganze Amt 5.592 Portionen, auf jede

83

< zurückblättern Inhalt vorblättern >